12.2 Xft

Die Programmierer von Xft haben von Anfang an sichergestellt, dass auch skalierbare Schriften, die Antialiasing nutzen, problemlos unterstützt werden. Bei Verwendung von Xft werden die Schriften von der Anwendung, die die Schriften nutzt, und nicht vom X-Server gerendert, wie es beim X11 Core-Schriftsystem der Fall ist. Auf diese Weise hat die jeweilige Anwendung Zugriff auf die eigentlichen Schriftdateien und kann genau steuern, wie die Zeichen gerendert werden. Dies bildet eine optimale Basis für die ordnungsgemäße Textdarstellung für zahlreiche Sprachen. Direkter Zugriff auf die Schriftdateien ist sehr nützlich, wenn Schriften für die Druckausgabe eingebettet werden sollen. So lässt sich sicherstellen, dass der Ausdruck genau der Bildschirmdarstellung entspricht.

Unter openSUSE nutzen die beiden Desktop-Umgebungen (KDE und GNOME), Mozilla und zahlreiche andere Anwendungen bereits standardmäßig Xft. Xft wird inwischen von mehr Anwendungen genutzt als das alte X11 Core-Schriftsystem.

Xft greift für die Suche nach Schriften und für deren Darstellung auf die fontconfig-Bibliothek zurück. Die Eigenschaften von fontconfig werden durch die globale Konfigurationsdatei /etc/fonts/fonts.conf gesteuert. Spezielle Konfigurationen sollten zu /etc/fonts/local.conf und der benutzerspezifischen Konfigurationsdatei ~/.fonts.conf hinzugefügt werden. Jede dieser fontconfig-Konfigurationsdateien muss folgendermaßen beginnen:

<?xml version="1.0"?>
<!DOCTYPE fontconfig SYSTEM "fonts.dtd">
<fontconfig>

Enden müssen die Dateien wie folgt:

</fontconfig>

Wenn Sie möchten, dass weitere Verzeichnisse nach Schriften durchsucht werden sollen, fügen Sie Zeilen in der folgenden Weise hinzu:

<dir>/usr/local/share/fonts/</dir>

Dies ist jedoch in der Regel nicht erforderlich. Standardmäßig ist das benutzerspezifische Verzeichnis ~/.fonts bereits in die Datei /etc/fonts/fonts.conf eingetragen. Entsprechend müssen Sie die zusätzlichen Schriften einfach nur nach ~/.fonts kopieren, um sie zu installieren.

Außerdem können Sie Regeln angeben, die die Darstellung der Schriften beeinflussen. Geben Sie beispielsweise Folgendes ein:

<match target="font">
 <edit name="antialias" mode="assign">
  <bool>false</bool>
 </edit>
</match>

Hierdurch wird das Antialiasing für alle Schriften aufgehoben. Wenn Sie hingegen

<match target="font">
 <test name="family">
  <string>Luxi Mono</string>
  <string>Luxi Sans</string>
 </test>
 <edit name="antialias" mode="assign">
 <bool>false</bool>
 </edit>
</match>

eingeben, wird das Antialiasing nur für bestimmte Schriften aufgehoben.

Standardmäßig verwenden die meisten Anwendungen die Schriftbezeichnungen sans-serif (bzw. sans), serif oder monospace. Hierbei handelt es sich nicht um eigentliche Schriften, sondern nur um Aliasnamen, die je nach Spracheinstellung in eine passende Schrift umgesetzt werden.

Benutzer können problemlos Regeln zur Datei ~/.fonts.conf hinzufügen, damit diese Aliasnamen in ihre bevorzugten Schriften umgesetzt werden:

<alias>
 <family>sans-serif</family>
 <prefer>
  <family>FreeSans</family>
 </prefer>
</alias>
<alias>
 <family>serif</family>
 <prefer>
  <family>FreeSerif</family>
 </prefer>
</alias>
<alias>
 <family>monospace</family>
 <prefer>
  <family>FreeMono</family>
 </prefer>
</alias>

Da fast alle Anwendungen standardmäßig mit diesen Aliasnamen arbeiten, betrifft diese Änderung praktisch das gesamte System. Daher können Sie nahezu überall sehr einfach Ihre Lieblingsschriften verwenden, ohne die Schrifteinstellungen in den einzelnen Anwendungen ändern zu müssen.

Mit dem Befehl fc-list finden Sie heraus, welche Schriften installiert sind und verwendet werden können. Der Befehl fc-list gibt eine Liste aller Schriften zurück. Wenn Sie wissen möchten, welche der skalierbaren Schriften (:scalable=true) alle erforderlichen Zeichen für Hebräisch (:lang=he) enthalten und Sie deren Namen (family), Schnitt (style) und Stärke (weight) sowie die Namen der entsprechenden Schriftdateien anzeigen möchten, geben Sie folgendes Kommando ein:

fc-list ":lang=he:scalable=true" family style weight

Auf diesen Befehl kann beispielsweise Folgendes zurückgegeben werden:

Lucida Sans:style=Demibold:weight=200
DejaVu Sans:style=Bold Oblique:weight=200
Lucida Sans Typewriter:style=Bold:weight=200
FreeSerif:style=Bold,polkrepko:weight=200
FreeSerif:style=Italic,ležeče:weight=80
FreeSans:style=Medium,navadno:weight=80
DejaVu Sans:style=Oblique:weight=80
FreeSans:style=Oblique,ležeče:weight=80

In der folgenden Tabelle finden Sie wichtige Parameter, die mit dem Befehl fc-list abgefragt werden können:

Tabelle 12-1 Parameter zur Verwendung mit fc-list

Parameter

Bedeutung und zulässige Werte

family

Der Name der Schriftamilie, z. B. FreeSans.

foundry

Der Hersteller der Schrift, z. B. urw.

style

Der Schriftschnitt, z. B. Medium, Regular, Bold, Italic oder Heavy.

lang

Die Sprache, die von dieser Schrift unterstützt wird, z. B. de für Deutsch, ja für Japanisch, zh-TW für traditionelles Chinesisch oder zh-CN für vereinfachtes Chinesisch.

weight

Die Schriftstärke, z. B. 80 für normale Schrift oder 200 für Fettschrift.

slant

Die Schriftneigung, in der Regel 0 für gerade Schrift und 100 für Kursivschrift.

geschrieben werden

Der Name der Schriftdatei.

outline

true für Konturschriften oder false für sonstige Schriften.

scalable

true für skalierbare Schriften oder false für sonstige Schriften.

bitmap

true für Bitmap-Schriften oder false für sonstige Schriften.

pixelsize

Schriftgröße in Pixel. In Verbindung mit dem Befehl "fc-list" ist diese Option nur bei Bitmap-Schriften sinnvoll.