16.1 Informationen zu speziellen Softwarepaketen

Die Programma bash, cron, logrotate, locate, ulimit und free sowie die Datei resolv.conf spielen für Systemadministratoren und viele Benutzer eine wichtige Rolle. man-Seiten und info-Seiten sind hilfreiche Informationsquellen zu Befehlen, sind jedoch nicht immer verfügbar. GNU Emacs ist ein beliebter konfigurierbarer Texteditor.

16.1.1 Das Paket bash und /etc/profile

Bash ist die Standard-System-Shell. Wenn sie als Anmelde-Shell verwendet wird, werden mehrere Initialisierungsdateien gelesen. Bash verarbeitet die entsprechenden Informationen in der Reihenfolge dieser Liste:

  1. /etc/profile

  2. ~/.profile

  3. /etc/bash.bashrc

  4. ~/.bashrc

Nehmen Sie benutzerdefinierte Einstellungen in ~/.profile oder ~/.bashrc vor. Um die richtige Verarbeitung der Dateien zu gewährleisten, müssen die Grundeinstellungen aus /etc/skel/.profile oder /etc/skel/.bashrc in das Home-Verzeichnis des Benutzers kopiert werden. Es empfiehlt sich, die Einstellungen aus /etc/skel nach einer Aktualisierung zu kopieren. Führen Sie die folgenden Shell-Befehle aus, um den Verlust persönlicher Einstellungen zu vermeiden:

mv ~/.bashrc ~/.bashrc.old
cp /etc/skel/.bashrc ~/.bashrc
mv ~/.profile ~/.profile.old
cp /etc/skel/.profile ~/.profile

Kopieren Sie anschließend die persönlichen Einstellungen erneut aus den *.old-Dateien.

16.1.2 Das cron-Paket

Wenn Sie Kommandos regelmäßig und automatisch zu bestimmten Zeiten im Hintergrund ausführen möchten, verwenden Sie dazu am besten das Tool cron. cron wird durch speziell formatierte Zeittabellen gesteuert. Einige sind bereits im Lieferumfang des Systems enthalten, bei Bedarf können Benutzer jedoch auch eigene Tabellen erstellen.

Die cron-Tabellen befinden sich im Verzeichnis /var/spool/cron/tabs. /etc/crontab dient als systemübergreifende cron-Tabelle. Geben Sie den Benutzernamen zur Ausführung des Befehls unmittelbar nach der Zeittabelle und noch vor dem Befehl ein. In Beispiel 16-1, wird root eingegeben. Die paketspezifischen Tabellen in /etc/cron.d weisen alle dasselbe Format auf. Informationen hierzu finden Sie auf der Manualpage zu cron (man cron).

Beispiel 16-1 Eintrag in /etc/crontab

1-59/5 * * * *   root   test -x /usr/sbin/atrun && /usr/sbin/atrun

Sie können /etc/crontab nicht bearbeiten, indem Sie den Befehl crontab -e bearbeiten. Die Datei muss direkt in einem Editor geladen, geändert und dann gespeichert werden.

Einige Pakte installieren Shell-Skripten in die Verzeichnisse /etc/cron.hourly, /etc/cron.daily, /etc/cron.weekly und /etc/cron.monthly, deren Ausführung durch /usr/lib/cron/run-crons gesteuert wird. /usr/lib/cron/run-crons wird alle 15 Minuten von der Haupttabelle (/etc/crontab) ausgeführt. Hiermit wird gewährleistet, dass vernachlässigte Prozesse zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt werden können.

Um die Skripten hourly, daily oder andere Skripten für regelmäßige Wartungsarbeiten zu benutzerdefinierten Zeiten auszuführen, entfernen Sie regelmäßig die Zeitstempeldateien mit/etc/crontab-Einträgen (siehe Beispiel 16-2 - u. a. wird hourly vor jeder vollen Stunde und daily einmal täglich um 2:14 Uhr entfernt).

Beispiel 16-2 /etc/crontab: Entfernen der Zeitstempeldateien

59 *  * * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.hourly
14 2  * * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.daily
29 2  * * 6     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.weekly
44 2  1 * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.monthly

Stellen Sie DAILY_TIME in /etc/sysconfig/cron alternativ auf die Zeit ein, zu der cron.daily gestartet werden soll. Mit MAX_NOT_RUN stellen Sie sicher, dass die täglichen Aufträge auch dann ausgeführt werden, wenn der Computer zur angegebenen DAILY_TIME und auch eine längere Zeit danach nicht eingeschaltet ist. Die maximale Einstellung von MAX_NOT_RUN sind 14 Tage.

Die täglichen Systemwartungsaufträge werden zum Zwecke der Übersichtlichkeit auf mehrere Skripts verteilt. Sie sind im Paket aaa_base enthalten. /etc/cron.daily enthält beispielsweise die Komponenten suse.de-backup-rpmdb, suse.de-clean-tmp oder suse.de-cron-local.

16.1.3 Protokolldateien: Paket logrotate

Mehrere Systemdienste (Daemons) zeichnen zusammen mit dem Kernel selbst regelmäßig den Systemstatus und spezielle Ereignisse in Protokolldateien auf. Auf diese Weise kann der Administrator den Status des Systems zu einem bestimmten Zeitpunkt regelmäßig überprüfen, Fehler oder Fehlfunktionen erkennen und die Fehler mit Präzision beheben. Die Protokolldateien werden in der Regel, wie von FHS angegeben, unter /var/log gespeichert und werden täglich umfangreicher. Mit dem Paket logrotate kann der Umfang der Dateien gesteuert werden.

Konfigurieren Sie Logrotate mit der Datei /etc/logrotate.conf. Die Dateien, die zusätzlich gelesen werden sollen, werden insbesondere durch die include-Spezifikation konfiguriert. Programme, die Protokolldateien erstellen, installieren einzelne Konfigurationsdateien in /etc/logrotate.d. Solche Dateien sind beispielsweise im Lieferumfang der Pakete apache2 (/etc/logrotate.d/apache2 ) und syslogd (/etc/logrotate.d/syslog ) enthalten.

Beispiel 16-3 Beispiel für /etc/logrotate.conf

# see "man logrotate" for details
# rotate log files weekly
weekly

# keep 4 weeks worth of backlogs
rotate 4

# create new (empty) log files after rotating old ones
create

# uncomment this if you want your log files compressed
#compress

# RPM packages drop log rotation information into this directory
include /etc/logrotate.d

# no packages own lastlog or wtmp - we'll rotate them here
#/var/log/wtmp {
#    monthly
#    create 0664 root utmp
#    rotate 1
#}

# system-specific logs may be also be configured here.

logrotate wird über cron gesteuert und täglich durch /etc/cron.daily/logrotate aufgerufen.

WICHTIG: Mit der Option create werden alle vom Administrator in /etc/permissions* vorgenommenen Einstellungen gelesen. Stellen Sie sicher, dass durch persönliche Änderungen keine Konflikte auftreten.

16.1.4 Der Befehl locate

locate, ein Befehl zum schnellen Suchen von Dateien ist nicht im Standardumfang der installierten Software enthalten. Wenn Sie möchten, installieren Sie das Paket findutils-locate. Der Prozess updatedb wird jeden Abend etwa 15 Minuten nach dem Booten des Systems gestartet.

16.1.5 Der Befehl ulimit

Mit dem Befehl ulimit (user limits) können Grenzwerte für die Verwendung der Systemressourcen festgelegt und angezeigt werden. ulimit ist insbesondere für die Begrenzung des für Anwendungen verfügbaren Speichers hilfreich. Hiermit kann verhindert werden, dass eine Anwendung zu viel Speicher belegt, wodurch es zu einem Stillstand des Systems kommen kann.

ulimit kann mit verschiedenen Optionen verwendet werden. Verwenden Sie zum Begrenzen der Speicherauslastung die in Tabelle 16-1 aufgeführten Optionen.

Tabelle 16-1 ulimit: Einstellen von Ressourcen für Benutzer

-m

Die maximale nicht auslagerbare festgelegte Größe

-v

Die maximale Größe des virtuellen Arbeitsspeichers, der der Shell zur Verfügung steht

-s

Die maximale Größe des Stapels

-c

Die maximale Größe der erstellten Kerndateien

-a

Alle aktuellen Grenzwerte werden gemeldet

In /etc/profile können Sie systemweite Einträge vornehmen. Aktivieren Sie hier die Erstellung der Core-Dateien, die Programmierer für die Fehlersuche benötigen. Ein normaler Benutzer kann die in /etc/profile vom Systemadministrator festgelegten Werte nicht erhöhen, er kann jedoch spezielle Einträge in ~/.bashrc vornehmen.

Beispiel 16-4 ulimit: Einstellungen in ~/.bashrc

# Limits maximum resident set size (physical memory):
ulimit -m 98304
 
# Limits of virtual memory:
ulimit -v 98304

Die Speicherangaben müssen in KB erfolgen. Weitere Informationen erhalten Sie mit man bash.

WICHTIG: ulimit-Direktiven werden nicht von allen Shells unterstützt. PAM (beispielsweise pam_limits) bietet umfassende Anpassungsmöglichkeiten, wenn Sie Einstellungen für diese Beschränkungen vornehmen müssen.

16.1.6 Der Befehl free

Der Befehl free ist leicht irreführend, wenn Sie herausfinden möchten, wie viel Arbeitsspeicher zurzeit verwendet wird. Die entsprechenden Informationen finden Sie in /proc/meminfo. Heute müssen sich Benutzer, die ein modernes Betriebssystem wie Linux verwenden, in der Regel kaum Gedanken über den Arbeitsspeicher machen. Das Konzept des verfügbaren Arbeitsspeichers geht auf Zeiten vor der einheitlichen Speicherverwaltung zurück. Bei Linux gilt der Grundsatz freier Arbeitsspeicher ist schlechter Arbeitsspeicher. Daher wurde bei Linux immer darauf geachtet, die Caches auszugleichen, ohne freien oder nicht verwendeten Arbeitsspeicher zuzulassen.

Der Kernel verfügt nicht direkt über Anwendungs- oder Benutzerdaten. Stattdessen verwaltet er Anwendungen und Benutzerdaten in einem Seiten-Cache. Falls nicht mehr genügend Arbeitsspeicher vorhanden ist, werden Teile auf der Swap-Partition oder in Dateien gespeichert, von wo aus sie mithilfe des Befehls mmap abgerufen werden können. (siehe man mmap).

Der Kernel enthält zusätzlich andere Caches, wie beispielsweise den slab-Cache, in dem die für den Netzwerkzugriff verwendeten Caches gespeichert werden. Dies erklärt die Unterschiede zwischen den Zählern in /proc/meminfo. Die meisten, jedoch nicht alle dieser Zähler können über /proc/slabinfo aufgerufen werden.

16.1.7 Die Datei /etc/resolv.conf

Die Auflösung von Domänennamen erfolgt über die Datei /etc/resolv.conf. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt Abschnitt 22.0, Domain Name System (DNS).

Diese Datei wird ausschließlich mit dem Skript /sbin/modify_resolvconf aktualisiert. Kein anderes Programm verfügt über direkte Änderungsberechtigungen für /etc/resolv.conf. Das Erzwingen dieser Regel ist die einzige Möglichkeit, um die Konsistenz der Netzwerkkonfiguration und der relevanten Dateien des Systems zu gewährleisten.

16.1.8 man-Seiten und Info-Seiten

Für einige GNU-Anwendungen (wie beispielsweise tar) sind keine man-Seiten mehr vorhanden. Verwenden Sie für diese Befehle die Option --help, um eine kurze Übersicht über die info-Seiten zu erhalten, in der Sie detailliertere Anweisungen erhalten. info befindet sich im Hypertextsystem von GNU. Eine Einführung in dieses System erhalten Sie, wenn Sie infoinfo eingeben. Info-Seiten können mit Emacs angezeigt werden, wenn Sie emacs -f info eingeben oder mit info direkt in einer Konsole angezeigt werden. Sie können auch tkinfo, xinfo oder das Hilfesystem von zum Anzeigen von info-Seiten verwenden.

16.1.9 Einstellungen für GNU Emacs

GNU Emacs ist eine komplexe Arbeitsumgebung. In den folgenden Abschnitten werden die beim Starten von GNU Emacs verarbeiteten Dateien beschrieben. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie online unter http://www.gnu.org/software/emacs/.

Beim Starten liest Emacs mehrere Dateien, in denen die Einstellungen für den Benutzer, den Systemadministrator und den Distributor zur Anpassung oder Vorkonfiguration enthalten sind. Die Initialisierungsdatei ~/.emacs ist in den Home-Verzeichnissen der einzelnen Benutzer von /etc/skel installiert. .emacs wiederum liest die Datei /etc/skel/.gnu-emacs. Zum Anpassen des Programms kopieren Sie .gnu-emacs in das Home-Verzeichnis (mit cp /etc/skel/.gnu-emacs ~/.gnu-emacs) und nehmen Sie dort die gewünschten Einstellungen vor.

.gnu-emacs definiert die Datei ~/.gnu-emacs-custom als custom-file. Wenn Benutzer in Emacs Einstellungen mit den customize-Optionen vornehmen, werden die Einstellungen in ~/.gnu-emacs-custom gespeichert.

Bei openSUSE wird mit dem emacs-Paket die Datei site-start.el im Verzeichnis /usr/share/emacs/site-lisp installiert. Die Datei site-start.el wird vor der Initialisierungsdatei ~/.emacs geladen. Mit site-start.el wird unter anderem sichergestellt, dass spezielle Konfigurationsdateien mit Emacs-Zusatzpaketen, wie psgml, automatisch geladen werden. Konfigurationsdateien dieses Typs sind ebenfalls unter /usr/share/emacs/site-lisp gespeichert und beginnen immer mit suse-start-. Der lokale Systemadministrator kann systemweite Einstellungen in default.el festlegen.

Weitere Informationen zu diesen Dateien finden Sie in der Info-Datei zu Emacs unter Init File: info:/emacs/InitFile. Informationen zum Deaktivieren des Ladens dieser Dateien (sofern erforderlich) stehen dort ebenfalls zur Verfügung.

Die Komponenten von Emacs sind in mehrere Pakete unterteilt:

  • Das Basispaket emacs.

  • emacs-x11 (in der Regel installiert): das Programm mit X11-Support.

  • emacs-nox: das Programm ohne X11-Support.

  • emacs-info: Online-Dokumentation im info-Format.

  • emacs-el: die nicht kompolierten Bibliotheksdateien in Emacs Lisp. Sie sind während der Laufzeit nicht erforderlich.

  • Verschiedene Add-On-Pakete können bei Bedarf installiert werden: emacs-auctex (für LaTeX), psgml (für SGML und XML), gnuserv (für Client- und Server-Vorgänge) und andere.