23.6 Zonendateien

Zwei Arten von Zonendateien sind erforderlich. Eine Art ordnet IP-Adressen Hostnamen zu, die andere stellt Hostnamen für IP-Adressen bereit.

TIPP: Verwenden des Punkts in Zonendateien

Im Verzeichnis "." hat eine wichtige Bedeutung in den Zonendateien. Wenn Hostnamen ohne . am Ende angegeben werden, wird die Zone angefügt. Vollständige Hostnamen, die mit einem vollständigen Domänennamen angegeben werden, müssen mit . abgeschlossen werden, um zu verhindern, dass die Domäne ein weiteres Mal angefügt wird. Ein fehlender oder falsch platzierter "." ist wahrscheinlich die häufigste Ursache von Fehlern bei der Namenserverkonfiguration.

Der erste zu betrachtende Fall ist die Zonendatei example.com.zone, die für die Domäne example.com zuständig ist (siehe Beispiel 23-6).

Beispiel 23-6 Datei /var/lib/named/example.com.zone

1.  $TTL 2D 
2.  example.com. IN SOA      dns  root.example.com. ( 
3.               2003072441  ; serial
4.               1D          ; refresh
5.               2H          ; retry
6.               1W          ; expiry
7.               2D )        ; minimum
8.  
9.               IN NS       dns 
10.              IN MX       10 mail
11. 
12. gate         IN A        192.168.5.1 
13.              IN A        10.0.0.1 
14. dns          IN A        192.168.1.116 
15. mail         IN A        192.168.3.108 
16. jupiter      IN A        192.168.2.100
17. venus        IN A        192.168.2.101
18. saturn       IN A        192.168.2.102
19. mercury      IN A        192.168.2.103
20. ntp          IN CNAME    dns 
21. dns6         IN A6  0    2002:c0a8:174::
Zeile 1:

$TTL legt die Standardlebensdauer fest, die für alle Einträge in dieser Datei gelten soll. In diesem Beispiel sind die Einträge zwei Tage lang gültig (2 D).

Zeile 2:

Hier beginnt der SOA (Start of Authority)-Steuereintrag:

  • Der Name der zu verwaltenden Datei ist example.com an der ersten Stelle. Dieser Eintrag endet mit ".", da anderenfalls die Zone ein zweites Mal angefügt würde. Alternativ kann hier @ eingegeben werden. In diesem Fall wird die Zone aus dem entsprechenden Eintrag in /etc/named.conf extrahiert.

  • Nach IN SOA befindet sich der Name des Namenservers, der als Master für diese Zone fungiert. Der Name wird von dns zu dns.example.com erweitert, da er nicht mit "." endet.

  • Es folgt die E-Mail-Adresse der für diesen Namenserver zuständigen Person. Da das Zeichen @ bereits eine besondere Bedeutung hat, wird hier stattdessen "." eingegeben. Für root@example.com muss der Eintrag wie folgt lauten: root.example.com.. Im Verzeichnis "." muss angehängt werden, damit die Zone nicht hinzugefügt wird.

  • Durch ( werden alle Zeilen bis einschließlich ) in den SOA-Eintrag aufgenommen.

Zeile 3:

Die Seriennummer (serial) ist eine beliebige Nummer, die sich bei jeder Änderung der Datei erhöht. Sie wird benötigt, um die sekundären Namenserver (Slave-Server) über Änderungen zu informieren. Hierfür hat sich eine 10-stellige Nummer aus Datum und Ausführungsnummer in der Form JJJJMMMTTNN als übliches Format etabliert.

Zeile 4:

Die Aktualisierungsrate (refresh rate) gibt das Zeitintervall an, in dem die sekundären Namenserver die Seriennummer (serial) der Zone überprüfen. In diesem Fall beträgt dieses Intervall einen Tag.

Zeile 5:

Die Wiederholungsrate (retry) gibt das Zeitintervall an, nach dem ein sekundärer Namenserver bei einem Fehler erneut versucht, Kontakt zum primären Server herzustellen. In diesem Fall sind dies zwei Stunden.

Zeile 6:

Die Ablaufzeit (expiry) gibt den Zeitraum an, nach dem ein sekundärer Server die im Cache gespeicherten Daten verwirft, wenn er keinen erneuten Kontakt zum primären Server herstellen konnte. Hier eine Woche.

Zeile 7:

Die letzte Angabe im SOA-Eintrag gibt die negative Cache-Lebensdauer (negative caching TTL) an. Sie legt fest, wie lange Ergebnisse nicht aufgelöster DNS-Abfragen anderer Server im Cache gespeichert werden können.

Zeile 9:

IN NS gibt den für diese Domäne verantwortlichen Namenserver an. dns wird zu dns.example.com erweitert, da der Eintrag nicht mit einem "." endet. Es können mehrere solcher Zeilen vorhanden sein - eine für den primären und eine für die einzelnen sekundären Namenserver. Wenn notify in /etc/named.conf nicht auf no gesetzt ist, werden alle hier aufgeführten Namenserver über die Änderungen an den Zonendaten informiert.

Zeile 10:

Der MX-Eintrag gibt den Mailserver an, der E-Mails für die Domäne example.com annimmt, verarbeitet und weiterleitet. In diesem Beispiel ist dies der Host mail.example.com. Die Zahl vor dem Hostnamen ist der Präferenzwert. Wenn mehrere MX-Einträge vorhanden sind, wird zunächst der Mailserver mit dem kleinsten Wert verwendet. Wenn die Mailzustellung an diesen Server nicht möglich ist, wird ein Versuch mit dem nächsthöheren Wert unternommen.

Zeilen 12 – 19:

Dies sind die eigentlichen Adresseinträge, in denen den Hostnamen eine oder mehrere IP-Adressen zugewiesen werden. Die Namen werden hier ohne "." aufgelistet, da sie ihre Domäne nicht enthalten. Daher wird ihnen allen example.com hinzugefügt. Dem Host gate werden zwei IP-Adressen zugewiesen, da er zwei Netzwerkkarten aufweist. Bei jeder traditionellen Hostadresse (IPv4) wird der Eintrag mit A gekennzeichnet. Wenn es sich um eine IPv6-Adresse handelt, wird der Eintrag mit AAAA gekennzeichnet.

HINWEIS: IPv6-Syntax

Die Syntax des IPv6-Eintrags unterscheidet sich geringfügig von der Syntax von IPv4. Aufgrund der Möglichkeit einer Fragmentierung müssen Informationen zu fehlenden Bits vor der Adresse angegeben werden. Um nur die IPv6-Adresse mit dem erforderlichen Wert 0 auszufüllen, fügen Sie an der korrekten Stelle in der Adresse zwei Doppelpunkte hinzu.

pluto     AAAA 2345:00C1:CA11::1234:5678:9ABC:DEF0
pluto     AAAA 2345:00D2:DA11::1234:5678:9ABC:DEF0
Zeile 20:

Der Alias ntp kann zur Adressierung von dns (CNAME steht für canonical name (kanonischer Name)) verwendet werden.

Die Pseudodomäne in-addr.arpa wird für Reverse-Lookups zur Auflösung von IP-Adressen in Hostnamen verwendet. Sie wird in umgekehrter Notation an den Netzwerk-Teil der Adresse angehängt. 192.168 wird also in 168.192.in-addr.arpa aufgelöst. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Beispiel 23-7.

Beispiel 23-7 Reverse-Lookup

1.  $TTL 2D
2.  168.192.in-addr.arpa.   IN SOA dns.example.com. root.example.com. (
3.                          2003072441      ; serial
4.                          1D              ; refresh
5.                          2H              ; retry
6.                          1W              ; expiry
7.                          2D )            ; minimum
8.
9.                          IN NS           dns.example.com.
10. 
11. 1.5                     IN PTR          gate.example.com. 
12. 100.3                   IN PTR          www.example.com. 
13. 253.2                   IN PTR          cups.example.com. 
Zeile 1:

$TTL definiert die Standard-TTL, die für alle Einträge hier gilt.

Zeile 2:

Die Konfigurationsdatei muss Reverse-Lookup für das Netzwerk 192.168 aktivieren. Wenn die Zone 168.192.in-addr.arpa heißt, sollte sie nicht zu den Hostnamen hinzugefügt werden. Daher werden alle Hostnamen in ihrer vollständigen Form eingegeben, d. h. mit der Domäne und einem abschließenden Punkt ("."). Die restlichen Einträge entsprechen den im vorherigen Beispiel (example.com) beschriebenen Einträgen.

Zeilen 3 – ;7:

Sehen Sie sich hierzu das Beispiel für example.com an.

Zeile 9:

Diese Zeile gibt wieder den für diese Zone verantwortlichen Namenserver an. Diesmal wird der Name allerdings in vollständiger Form mit Domäne und "." am Ende eingegeben.

Zeilen 11 – ;13:

Dies sind die Zeigereinträge, die auf die IP-Adressen auf den entsprechenden Hosts verweisen. Am Anfang der Zeile wird nur der letzte Teil der IP-Adresse eingegeben, ohne "." am Ende. Wenn daran die Zone angehängt wird (ohne .in-addr.arpa), ergibt sich die vollständige IP-Adresse in umgekehrter Reihenfolge.

Normalerweise sollten Zonentransfers zwischen verschiedenen Versionen von BIND problemlos möglich sein.