17.1 Booten mit GRUB

GRUB (Grand Unified Bootloader) besteht aus zwei Stufen. Stufe 1 (stage1) besteht aus 512 Byte und erfüllt lediglich die Aufgabe, die zweite Stufe des Bootloaders zu laden. Anschließend wird Stufe 2 (stage2) geladen. Diese Stufe enthält den Hauptteil des Bootloaders.

In einigen Konfigurationen gibt es eine zusätzliche Zwischenstufe 1.5, die Stufe 2 von einem geeigneten Dateisystem lokalisiert und lädt. Wenn diese Methode zur Verfügung steht, wird sie bei der Installation oder bei der anfänglichen Einrichtung von GRUB mit YaST standardmäßig gewählt.

stage2 kann auf zahlreiche Dateisysteme zugreifen. Derzeit werden Ext2, Ext3, ReiserFS, Minix und das von Windows verwendete DOS FAT-Dateisystem unterstützt. Bis zu einem gewissen Grad werden auch die von BSD-Systemen verwendeten , XFS, UFS und FFS unterstützt. Seit Version 0.95 kann GRUB auch von einer CD oder DVD booten, die das ISO 9660-Standarddateisystem nach der El Torito-Spezifikation enthält. GRUB kann noch vor dem Booten auf Dateisysteme unterstützter BIOS-Datenträgerlaufwerke (vom BIOS erkannte Disketten-, Festplatten-, CD- oder DVD-Laufwerke) zugreifen. Daher ist keine Neuinstallation des Bootmanagers nötig, wenn die Konfigurationsdatei von GRUB (menu.lst) geändert wird. Beim Booten des Systems liest GRUB die Menüdatei sowie die aktuellen Pfade und Partitionsdaten zum Kernel oder zur Initial RAM-Disk (initrd) neu ein und findet diese Dateien selbstständig.

Die eigentliche Konfiguration von GRUB basiert auf den im Folgenden beschriebenen vier Dateien:

/boot/grub/menu.lst

Diese Datei enthält alle Informationen zu Partitionen oder Betriebssystemen, die mit GRUB gebootet werden können. Wenn diese Angaben nicht zur Verfügung stehen, muss der Benutzer in der GRUB-Kommandozeile das weitere Vorgehen angeben (siehe Ändern von Menü-Einträgen während des Bootvorgangs).

/boot/grub/device.map

Diese Datei übersetzt Gerätenamen aus der GRUB- und BIOS-Notation in Linux-Gerätenamen.

/etc/grub.conf

Diese Datei enthält die Kommandos, Parameter und Optionen, die die GRUB-Shell für das ordnungsgemäße Installieren des Bootloaders benötigt.

/etc/sysconfig/bootloader

Diese Datei wird von der Perl Bootloader-Bibliothek gelesen, die bei der Konfiguration des Bootloaders mit YaST und bei jeder Installation eines neuen Kernels verwendet wird. Sie enthält Konfigurationsoptionen (wie Kernel-Parameter), die standardmäßig zur Bootloader-Konfigurationsdatei hinzugefügt werden.

GRUB kann auf mehrere Weisen gesteuert werden. Booteinträge aus einer vorhandenen Konfiguration können im grafischen Menü (Eröffnungsbildschirm) ausgewählt werden. Die Konfiguration wird aus der Datei menu.lst geladen.

In GRUB können alle Bootparameter vor dem Booten geändert werden. Auf diese Weise können beispielsweise Fehler behoben werden, die beim Bearbeiten der Menüdatei aufgetreten sind. Außerdem können Bootbefehle über eine Art Eingabeaufforderung (siehe Ändern von Menü-Einträgen während des Bootvorgangs) interaktiv eingegeben werden. GRUB bietet die Möglichkeit, noch vor dem Booten die Position des Kernels und die Position von initrd zu ermitteln. Auf diese Weise können Sie auch ein installiertes Betriebssystem booten, für das in der Konfiguration des Bootloaders noch kein Eintrag vorhanden ist.

GRUB ist in zwei Versionen vorhanden: als Bootloader und als normales Linux-Programm in /usr/sbin/grub. Letzters wird als GRUB-Shell bezeichnet. Es stellt auf dem installierten System eine Emulation von GRUB bereit, die zum Installieren von GRUB oder zum Testen neuer Einstellungen verwendet werden kann. Die Funktionalität, GRUB als Bootloader auf einer Festplatte oder Diskette zu installieren, ist in Form des Kommandos setup in GRUB integriert. Diese Befehle sind in der GRUB-Shell verfügbar, wenn Linux geladen ist.

17.1.1 Die Datei /boot/grub/menu.lst

Der grafische Eröffnungsbildschirm mit dem Bootmenü basiert auf der GRUB-Konfigurationsdatei /boot/grub/menu.lst, die alle Informationen zu allen Partitionen oder Betriebssystemen enthält, die über das Menü gebootet werden können.

Bei jedem Systemstart liest GRUB die Menüdatei vom Dateisystem neu ein. Es besteht also kein Bedarf, GRUB nach jeder Änderung an der Datei neu zu installieren. Mit dem YaST-Bootloader können Sie die GRUB-Konfiguration wie in Abschnitt 17.2, Konfigurieren des Bootloaders mit YaST beschrieben ändern.

Die Menüdatei enthält Befehle. Die Syntax ist sehr einfach. Jede Zeile enthält einen Befehl, gefolgt von optionalen Parametern, die wie bei der Shell durch Leerzeichen getrennt werden. Einige Befehle erlauben aus historischen Gründen ein Gleichheitszeichen (=) vor dem ersten Parameter. Kommentare werden durch ein Rautezeichen (#) eingeleitet.

Zur Erkennung der Menüeinträge in der Menü-Übersicht, müssen Sie für jeden Eintrag einen Namen oder einen title vergeben. Der nach dem Schlüsselwort title stehende Text wird inklusive Leerzeichen im Menü als auswählbare Option angezeigt. Alle Befehle bis zum nächsten title werden nach Auswahl dieses Menüeintrags ausgeführt.

Der einfachste Fall ist die Umleitung zu Bootloadern anderer Betriebssysteme. Der Befehl lautet chainloader und das Argument ist normalerweise der Bootblock einer anderen Partition in der Blocknotation von GRUB. Beispiel:

chainloader (hd0,3)+1

Die Gerätenamen in GRUB werden in Namenskonventionen für Festplatten und Partitionen beschrieben. Dieses Beispiel spezifiziert den ersten Block der vierten Partition auf der ersten Festplatte.

Mit dem Befehl kernel wird ein Kernel-Image angegeben. Das erste Argument ist der Pfad zum Kernel-Image auf einer Partition. Die restlichen Argumente werden dem Kernel in seiner Kommandozeile übergeben.

Wenn der Kernel nicht über die erforderlichen Treiber für den Zugriff auf die root-Partition verfügt oder ein aktuelles Linux-System mit erweiterten Hotplug-Funktionen verwendet wird, muss initrd mit einem separaten GRUB-Befehl angegeben werden, dessen einziges Argument der Pfad zur Datei initrd ist. Da die Ladeadresse von initrd in das geladene Kernel-Image geschrieben wird, muss der Befehl initrd auf den Befehl kernel folgen.

Der Befehl root vereinfacht die Angabe der Kernel- und initrd-Dateien. Das einzige Argument von root ist ein Gerät oder eine Partition. Allen Kernel-, initrd- oder anderen Dateipfaden, für die nicht explizit ein Gerät angegeben ist, wird bis zum nächsten root-Befehl das Gerät vorangestellt.

Am Ende jeden Menüeintrags steht implizit der boot-Befehl, sodass dieser nicht in die Menüdatei geschrieben werden muss. Wenn Sie GRUB jedoch interaktiv zum Booten verwenden, müssen Sie den boot-Befehl am Ende eingeben. Der Befehl selbst hat keine Argumente. Er führt lediglich das geladene Kernel-Image oder den angegebenen Chainloader aus.

Wenn Sie alle Menüeinträge geschrieben haben, müssen Sie einen Eintrag als default festlegen. Anderenfalls wird der erste Eintrag (Eintrag 0) verwendet. Sie haben auch die Möglichkeit, ein Zeitlimit in Sekunden anzugeben, nach dem der default-Eintrag gebootet wird. timeout und default werden den Menüeinträgen in der Regel vorangestellt. Eine Beispieldatei finden Sie in Beispiel einer Menüdatei.

Namenskonventionen für Festplatten und Partitionen

Die von GRUB für Festplatten und Partitionen verwendete Namenskonvention unterscheidet sich von der, die für normale Linux-Geräte verwendet wird. Sie sind der einfachen Plattennummerierung, die das BIOS durchführt, sehr ähnlich und die Syntax gleicht derjenigen, die in manchen BSD-Derivaten verwendet wird. In GRUB beginnt die Nummerierung der Partitionen mit null. Daher ist (hd0,0) die erste Partition auf der ersten Festplatte. Auf einem gewöhnlichen Desktop-Computer, bei dem eine Festplatte als Primary Master angeschlossen ist, lautet der entsprechende Linux-Gerätename /dev/sda1.

Die vier möglichen primären Partitionen haben die Partitionsnummern 0 bis 3. Ab 4 werden die logischen Partitionen hochgezählt:

(hd0,0)   first primary partition of the first hard disk
(hd0,1)   second primary partition
(hd0,2)   third primary partition
(hd0,3)   fourth primary partition (usually an extended partition)
(hd0,4)   first logical partition
(hd0,5)   second logical partition

In seiner Abhängigkeit von BIOS-Geräten unterscheidet GRUB nicht zwischen IDE-, SATA-, SCSI- und Hardware RAID-Geräten. Alle Festplatten, die vom BIOS oder anderen Controllern erkannt werden, werden der im BIOS voreingestellten Bootreihenfolge entsprechend nummeriert.

Leider ist eine eindeutige Zuordnung zwischen Linux-Gerätenamen und BIOS-Gerätenamen häufig nicht möglich. Es generiert die Zuordnung mithilfe eines Algorithmus und speichert sie in der Datei device.map, in der sie bei Bedarf bearbeitet werden kann. Informationen zur Datei device.map finden Sie in Abschnitt 17.1.2, Die Datei "device.map".

Ein vollständiger GRUB-Pfad besteht aus einem Gerätenamen, der in Klammern geschrieben wird, und dem Pfad der Datei im Dateisystem auf der angegebenen Partition. Der Pfad beginnt mit einem Schrägstrich. Auf einem System mit einer einzelnen IDE-Festplatte und Linux auf der ersten Partition könnte der bootbare Kernel beispielsweise wie folgt spezifiziert werden:

(hd0,0)/boot/vmlinuz

Beispiel einer Menüdatei

Das folgende Beispiel zeigt die Struktur einer GRUB-Menüdatei. Diese Beispiel-Installation beinhaltet eine Linux-Bootpartition unter /dev/sda5, eine Root-Partition unter /dev/sda7 und eine Windows-Installation unter /dev/sda1.

gfxmenu (hd0,4)/boot/message
color white/blue black/light-gray
default 0
timeout 8

title linux
   root (hd0,4)
   kernel /boot/vmlinuz root=/dev/sda7 vga=791 resume=/dev/sda9
   initrd /boot/initrd

title windows
   rootnoverify (hd0,0)
   chainloader +1

title floppy
   rootnoverify (hd0,0)
   chainloader (fd0)+1

title failsafe
   root (hd0,4)
   kernel /boot/vmlinuz.shipped root=/dev/sda7 ide=nodma \
   apm=off acpi=off vga=normal nosmp maxcpus=0 3 noresume
   initrd /boot/initrd.shipped

Der erste Block definiert die Konfiguration des Eröffnungsbildschirms:

gfxmenu (hd0,4)/message

Das Hintergrundbild message befindet sich im Verzeichnis der obersten Ebene der Partition /dev/sda5.

color white/blue black/light-gray

Farbschema: Weiß (Vordergrund), Blau (Hintergrund), Schwarz (Auswahl) und Hellgrau (Hintergrund der Markierung). Das Farbschema wirkt sich nicht auf den Eröffnungsbildschirm, sondern nur auf das anpassbare GRUB-Menü aus, auf das Sie zugreifen können, wenn Sie den Eröffnungsbildschirm mit Esc beenden.

default 0

Der erste Menüeintrag title linux soll standardmäßig gebootet werden.

timeout 8

Nach acht Sekunden ohne Benutzereingabe bootet GRUB den Standardeintrag automatisch. Um das automatische Booten zu deaktivieren, löschen Sie die Zeile timeout. Wenn Sie timeout 0 einstellen, bootet GRUB den Standardeintrag sofort.

Im zweiten und größten Block sind die verschiedenen bootbaren Betriebssysteme aufgelistet. Die Abschnitte für die einzelnen Betriebssysteme werden durch title eingeleitet.

  • Der erste Eintrag (title linux) ist für das Booten von openSUSE verantwortlich. Der Kernel (vmlinuz) befindet sich in der ersten logischen Partition (die Bootpartition) der ersten Festplatte. Hier werden Kernel-Parameter, z. B. die Root-Partition und der VGA-Modus, angehängt. Die Angabe der root-Partition erfolgt nach der Linux-Namenskonvention (/dev/sda7/), da diese Information für den Kernel bestimmt ist und nichts mit GRUB zu tun hat. Die initrd befindet sich ebenfalls in der ersten logischen Partition der ersten Festplatte.

  • Der zweite Eintrag ist für das Laden von Windows verantwortlich. Windows wird von der ersten Partition der ersten Festplatte aus gebootet (hd0,0). Mit chainloader +1 wird das Auslesen und Ausführen des ersten Sektors der angegebenen Partition gesteuert.

  • Der nächste Eintrag dient dazu, das Booten von Diskette zu ermöglichen, ohne dass dazu die BIOS-Einstellungen geändert werden müssten.

  • Die Bootoption failsafe dient dazu, Linux mit einer bestimmten Auswahl an Kernel-Parametern zu starten, die selbst auf problematischen Systemen ein Hochfahren von Linux ermöglichen.

Die Menüdatei kann jederzeit geändert werden. GRUB verwendet die geänderten Einstellungen anschließend für den nächsten Bootvorgang. Sie können diese Datei mit dem Editor Ihrer Wahl oder mit YaST editieren und dauerhaft speichern. Alternativ können Sie temporäre Änderungen interaktiv über die Bearbeitungsfunktion von GRUB vornehmen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Ändern von Menü-Einträgen während des Bootvorgangs.

Ändern von Menü-Einträgen während des Bootvorgangs

Wählen Sie im grafischen Bootmenü das zu bootende Betriebssystem mit den Pfeiltasten aus. Wenn Sie ein Linux-System wählen, können Sie in der Booteingabeaufforderung zusätzliche Bootparameter eingeben. Um einzelne Menüeinträge direkt zu bearbeiten, drücken Sie die Esc-Taste. Der Eröffnungsbildschirm wird geschlossen und das textbasierte GRUB-Menü aufgerufen. Drücken Sie anschließend die Taste E. Auf diese Weise vorgenommene Änderungen gelten nur für den aktuellen Bootvorgang und können nicht dauerhaft übernommen werden.

WICHTIG: Tastaturbelegung während des Bootvorgangs

Beim Bootvorgang ist nur die amerikanische Tastaturbelegung verfügbar. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 9-1, US-Tastaturbelegung, (↑ Start ).

Durch die Möglichkeit, die Menüeinträge zu bearbeiten, kann ein defektes System, das nicht mehr gebootet werden kann, repariert werden, da die fehlerhafte Konfigurationsdatei des Bootloaders mittels der manuellen Eingabe von Parametern umgangen werden kann. Die manuelle Eingabe vom Parametern während des Bootvorgangs ist zudem hilfreich zum Testen neuer Einstellungen, ohne dass diese sich auf das native System auswirken.

Aktivieren Sie den Bearbeitungsmodus und wählen Sie mithilfe der Pfeiltasten den Menüeintrag aus, dessen Konfiguration sie ändern möchten. Um die Konfiguration zu bearbeiten, drücken Sie die Taste E erneut. Auf diese Weise korrigieren Sie falsche Partitions- oder Pfadangaben, bevor sich diese negativ auf den Bootvorgang auswirken. Drücken Sie die Eingabetaste, um den Bearbeitungsmodus zu verlassen und zum Menü zurückzukehren. Drücken Sie anschließend die Taste B, um diesen Eintrag zu booten. Im Hilfetext am unteren Rand werden weitere mögliche Aktionen angezeigt.

Um die geänderten Bootoptionen dauerhaft zu übernehmen und an den Kernel zu übergeben, öffnen Sie die Datei menu.lst als Benutzer root und hängen Sie die entsprechenden Kernel-Parameter an folgende vorhandene Zeile getrennt durch Leerzeichen an:

title linux
   root(hd0,0)
     kernel /vmlinuz root=/dev/sda3 additional parameter
   initrd /initrd

GRUB übernimmt den neuen Parameter beim nächsten Booten automatisch. Alternativ können Sie diese Änderung auch mit dem YaST-Bootloader-Modul vornehmen. Hängen Sie die neuen Parameter getrennt durch Leerzeichen an die vorhandene Zeile an.

17.1.2 Die Datei "device.map"

Die Datei device.map enthält Zuordnungen zwischen den GRUB- und BIOS-Gerätenamen und den Linux-Gerätenamen. In einem Mischsystem aus IDE- und SCSI-Festplatten muss GRUB anhand eines bestimmten Verfahrens versuchen, die Bootreihenfolge zu ermitteln, da die BIOS-Informationen zur Bootreihenfolge für GRUB unter Umständen nicht zugänglich sind. GRUB speichert das Ergebnis dieser Analyse in der Datei /boot/grub/device.map. Auf einem System, für das IDE vor SCSI gebootet werden soll, kann die Datei device.map beispielsweise wie folgt aussehen:

(fd0)  /dev/fd0
(hd0)  /dev/sda
(hd1)  /dev/sdb

Da die Reihenfolge von IDE, SCSI und anderen Festplatten abhängig von verschiedenen Faktoren ist und Linux die Zuordnung nicht erkennen kann, besteht die Möglichkeit, die Reihenfolge in der Datei device.map manuell festzulegen. Wenn beim Booten Probleme auftreten sollten, prüfen Sie, ob die Reihenfolge in dieser Datei der BIOS-Reihenfolge entspricht, und ändern Sie sie notfalls temporär mithilfe der GRUB-Eingabeaufforderung. Sobald das Linux-System gebootet ist, können Sie die Datei device.map mithilfe des YaST-Bootloader-Moduls oder eines Editors Ihrer Wahl dauerhaft bearbeiten.

Installieren Sie nach der manuellen Bearbeitung von device.map GRUB über den folgenden Befehl erneut. Dieser Befehl führt dazu, dass die Datei device.map neu geladen wird und die in grub.conf aufgelisteten Befehle ausgeführt werden:

grub --batch < /etc/grub.conf

17.1.3 Die Datei "/etc/grub.conf"

Nach menu.lst und device.map ist /etc/grub.conf die dritte wichtige Konfigurationsdatei von GRUB. Diese Datei enthält die Kommandos, Parameter und Optionen, die die GRUB-Shell für das ordnungsgemäße Installieren des Bootloaders benötigt:

setup --stage2=/boot/grub/stage2 --force-lba (hd0,1) (hd0,1)
   quit

Dieses Kommando weist GRUB an, den Bootloader automatisch auf die zweite Partition der ersten Festplatte (hd0,1) zu installieren und dabei die Boot-Images zu verwenden, die sich auf derselben Partition befinden. Der Parameter --stage2=/boot/grub/stage2 ist erforderlich, um das Image stage2 von einem eingehängten Dateisystem zu installieren. Einige BIOS haben eine fehlerhafte Implementierung für LBA-Unterstützung. Mit --force-lba können Sie diese ignorieren.

17.1.4 Die Datei /etc/sysconfig/bootloader

Diese Konfigurationsdatei wird nur bei der Konfiguration des Bootloaders mit YaST und bei jeder Installation eines neuen Kernels verwendet. Sie wird von der Perl Bootloader-Bibliothek evaluiert, die die Bootloader-Konfigurationsdatei (z.B. /boot/grub/menu.lst für GRUB) entsprechend bearbeitet. /etc/sysconfig/bootloader ist keine GRUB-spezifische Konfigurationsdatei – die Werte gelten für alle Bootloader, die auf openSUSE installiert sind.

HINWEIS: Bootloader-Konfiguration nach einer Kernel-Aktualisierung

Bei jeder Installation eines neuen Kernels schreibt der Perl Bootloader eine neue Konfigurationsdatei (z.B. /boot/grub/menu.lst für GRUB). Er verwendet dazu die unter /etc/sysconfig/bootloadert angegebenen Standardeinstellungen. Wenn Sie einen angepassten Satz von Kernel-Parametern verwenden, vergewissern Sie sich, dass die entsprechenden Standardeinstellungen in /etc/sysconfig/bootloader wunschgemäß angepasst wurden.

LOADER_TYPE

Legt den auf dem System installierten Bootloader fest (z. B. GRUB bzw. LILO). Bearbeiten und verwenden Sie nicht YaST zum Ändern des Bootloaders – detaillierte Informationen hierzu finden Sie unter Ändern des Bootloader-Typs.

DEFAULT_VGA / FAILSAFE_VGA / XEN_VGA

Die Bildschirmauflösung und die Farbtiefe des beim Booten verwendeten Framebuffers werden mit dem Kernel-Parameter vga konfiguriert. Diese Werte definieren die Auflösung und die Farbtiefe, die für den standardmäßigen Boot-Eintrag, den Failsafe und den XEN-Eintrag verwendet werden. Die folgenden Werte sind zulässig:

Tabelle 17-1 Bildschirmauflösung- und Farbtiefe-Referenz

640x480

800 x 600

1024 x 768

1280x1024

1600x1200

8bit

0x301

0x303

0x305

0x307

0x31C

15-Bit

0x310

0x313

0x316

0x319

0x31D

16-Bit

0x311

0x314

0x317

0x31A

0x31E

24-Bit

0x312

0x315

0x318

0x31B

0x31F

DEFAULT_APPEND / FAILSAFE_APPEND / XEN_KERNEL_APPEND

Kernel-Parameter (außer vga), die automatisch an die Standard-, Failsafe- und XEN-Boot-Einträge in der Bootloader-Konfigurationsdatei angehängt werden.

CYCLE_DETECTION / CYCLE_NEXT_ENTRY

Konfigurieren Sie, ob die Boot-Zyklus-Erkennung verwendet werden soll und, falls ja, welcher alternative Eintrag von /boot/grub/menu.lst (z. B. Failsafe) im Fall eines Reboot-Zyklus gebootet werden soll. Detaillierte Informationen finden Sie in der /usr/share/doc/packages/bootcycle/README.

17.1.5 Festlegen eines Bootpassworts

Schon vor dem Booten des Betriebssystems ermöglicht GRUB den Zugriff auf Dateisysteme. Dies bedeutet, dass Benutzer ohne root-Berechtigungen auf Dateien des Linux-Systems zugreifen können, auf die sie nach dem Booten keinen Zugriff haben. Um diese Zugriffe oder das Booten bestimmter Betriebssysteme zu verhindern, können Sie ein Bootpasswort festlegen.

WICHTIG: Bootpasswort und Eröffnungsbildschirm

Wenn Sie für GRUB ein Bootpasswort verwenden, wird der übliche Eröffnungsbildschirm nicht angezeigt.

Legen Sie als Benutzer root das Bootpasswort wie folgt fest:

  1. Verschlüsseln Sie an der root-Eingabeaufforderung das Passwort mithilfe von grub-md5-crypt:

    # grub-md5-crypt
    Password: ****
    Retype password: ****
    Encrypted: $1$lS2dv/$JOYcdxIn7CJk9xShzzJVw/
  2. Fügen Sie die verschlüsselte Zeichenkette in den globalen Abschnitt der Datei menu.lst ein:

    gfxmenu (hd0,4)/message
    color white/blue black/light-gray
    default 0
    timeout 8
    password --md5 $1$lS2dv/$JOYcdxIn7CJk9xShzzJVw/

    Jetzt können GRUB-Befehle in der Booteingabeaufforderung nur ausgeführt werden, wenn die Taste P gedrückt und das Passwort eingegeben wurde. Benutzer können jedoch über das Bootmenü weiterhin alle Betriebssysteme booten.

  3. Um zu verhindern, dass ein oder mehrere Betriebssysteme über das Bootmenü gebootet werden, fügen Sie den Eintrag lock zu allen Abschnitten in menu.lst hinzu, die ohne Eingabe eines Passworts nicht gebootet werden sollen. Beispiel:

    title linux
       kernel (hd0,4)/vmlinuz root=/dev/sda7 vga=791
       initrd (hd0,4)/initrd
       lock

    Nach dem Neubooten des Systems und der Auswahl des Linux-Eintrags im Bootmenü erscheint zunächst folgende Fehlermeldung:

    Error 32: Must be authenticated

    Drücken Sie die Eingabetaste, um das Menü zu öffnen. Drücken Sie anschließend die Taste P, um die Eingabeaufforderung für das Passwort zu öffnen. Wenn Sie das Passwort eingegeben und die Eingabetaste gedrückt haben, sollte das ausgewählte Betriebssystem (in diesem Fall Linux) gebootet werden.